Sonntag, 20. Mai 2012

From Dusk till Dawn




Es gibt keinen Abend, der nur annähernd so amüsant ist wie ein warmer Frühlingsabend mit den Jungs. Als einziger Vertreter meines Geschlechts, kurz: als einziges Mädchen.

Nachdem alle 6 eingetrudelt sind, wird mit Weisswein angestossen und im penibel gepflegten Rasen des Nachbars KUBB gespielt, eine Art Schach mit Klötzchen zum Werfen. Sogar ich treffe die Klötzchen, nur einer der Herren (er nimmts mit Humor) bleibt den ganzen Abend lang „Klötzchenjungfrau“.

Nachdem der König gefallen ist, wird zu Tisch (DER TISCH!) gerufen und der Gastgeber serviert Käseplatte und Wein. Haben wir gerade zur Tradition gemacht und nächstes Mal laden wir euch alle ein! :)

Von Cheddar über Schafs- und französischem Stinkekäse zu Rioja bis Merlot wird genossen und gelacht über allerlei Albernheit.

Zum Ausklang eine kubanische Zigarre- es wird in gemeinsamen Erinnerungen geschwelgt und übers Leben philosophiert. Ja, es ist schön, das Leben!
Und Zigarren etwas ungewohnt komisch, zur Gewohnheit werde ichs bestimmt nicht machen, auch wenn die Marke noch so einen romantischen Namen trägt, Romeo and Juliet.

Meinen Romeo habe ich nämlich schon. Irgendwann, die Nacht ist sommerlich stürmisch und so unbeschreiblich schön, laufe ich mit ihm durch den Wald nachhause. Er küsst meine Hand und dichtet für mich- en francais.

Sonntag, 13. Mai 2012

Give me a second, I need to get my story straight. My friends are in the bathroom,getting higher than the Empire State. Es hat sich einiges zugetragen über das berichtet werden könnte. Weil ich aber schon zu viele Fikas hinter mir habe und dieselben Geschichten öfters, als die Geschichte eurer Geburt erzählt habe, beschränke ich mich hier auf einige Anekdoten. Wart ihr schon mal in Rom? Die ganze letzte Woche genoss ich da mit meinen Klassenmenschen. Flug Hinflug zurück! ­Ehm fehlt da nicht was? Die Zahlen dazu sehen so aus: 20 Kugeln Gelato, 16 liebe Menschen, 6 verrückte Lateiner, 1 Person, die nichts versteht (diese Rolle wird immer von jemand anderem übernommen ...), 1 Vater-Mutter-Kind-Beziehung in der Klasse, 365 Kirchen, 2 Mal Gnocchi, 100 gelaufene Kilometer, 48 analoge Fotos, 200 digitale, 3 prachtvolle „Trompe-lòeil“-Gemälde, 2 Verehrer des Vittorio Emanuele Denkmals, 1 Strohhut, 4 Pyjamapartys, 5 Freudensprünge über eine wiedergefundene übernommen ...
Anfänglich war mir die Stadt sehr unsympathisch, weil alles vollgestopft ist mit Touristen, die wahllos fotografieren und sinnlose Kommentare abgeben. Aber als wir fertig waren mit Ausgrabungsstätten abklappern, da eröffnete sich mir die Schönheit Roms und ich war versöhnt mit dieser Stadt. In den Gärten der Villa Medici flanieren und im Schatten einige Erdbeeren genießen, danach die Aussicht über Rom einsaugen und sich eine begrünte Dachterrasse wünschen, die warmen Häuserfarben bewundern und sich versichern, wie gerne man seine Klassenmenschen hat. Die Sonne überall und auf dem weißen Strohhut. Zwischendurch den frühen Abend am Tiber liegend verbringen und unter der Brücke tanzt einer, begleitet von Trommeln. In diesem Moment rennt der kleine Junge mit dem „Beatles“-Leibchen vorbei und Joni-Boni freut sich, weil sie fast das gleiche hat. Bald bricht man auf um genüsslich Pasta und Birra zu genießen. Schön Ists.

Freitag, 11. Mai 2012

Ein Frühlingstraum

Keiner hätte es ihm geglaubt, hätte er nicht reflexartig genau in dem Augenblick mit seiner analogen Kamera ,die er, rein zufällig, an diesem Tag mit sich trug, um den Frühlingsanfang festzuhalten, ein Photo geschossen.
Just, als er auf den Auslöser drücken wollte, regnete es plötzlich Platz, Platzregen. In Sekundenschnelle war er durchnässt, die Tropfen wurden von seinen Wimpern aufgefangen und funkelten wie Perlen in der Sonne, die sich schon wieder ihren Weg durch die Wolken bahnte. Wie er so dastand, völlig triefend und seiner Meinung nach überhaupt völlig unromantisch, trippelte ein riesiger, roter Regenschirm auf ihn zu. Der Regenschirm hob sich und gewährte ihm Platz unter seinem roten Dach. Gehalten wurde er von zwei zarten Händen, die zu einer jungen Frau (oder einem Mädchen? Sie glich einer Elfe!) gehörten. Die grünen Augen leuchteten und strahlten mit ihren roten Lippen um die Wette. Ohne ein Wort zu sagen, küsste sie ihn auf den Mund (der von ihrem Lippenstift völlig rotverschmiert wurde), drehte sich auf dem Absatz um und sprang mitsamt dem roten Schirm in den Himmel. KLICK

Mittwoch, 2. Mai 2012

Paradiso Perduto


Auch wenn man keinen Tisch in dem kleinen überfüllten Künstlerlokal reserviert hat, findet man noch ein gemütliches Plätzchen. Sei es draussen auf der Kanalmauer sitzend, oder drinnen an ein Holztisch oder Eichenfass gedrängt. Zum Anstossen in der Abendsonne eine Art venezianisches Aperol Spritz, festgehalten von einem schönen Italiener mit einer analogen Kamera. Er hat ein wenig Ähnlichkeit mit dem jungen Johnny Depp und lächelt manchmal verstohlen in meine Richtung.
Nach einem leichten Abendessen wie grüner Spargel an Olivenöl und Zitrone mit einem Glas erfrischend sauren Weisswein setzt langsam die Dämmerung ein. Mit der Dämmerung beginnt drinnen eine heimische Band zu spielen. Die Menschen um sie herum lachen, trinken, tanzen… Gelegentlich drängt sich ein Kellner mit vollbeladenen Fischplatten durchs Gedränge um kurz darauf mit leeren Gläsern in die kleine Küche zu hetzen.
Was in der Nacht geschieht ist nur noch schemenhaft und verschwommen zu erkennen, immer noch wird ausgiebig getanzt.
(Wer weiss ob mit dem italienischen Johnny Depp des verlorenen Paradieses.)