Dienstag, 26. Juni 2012

Melancholie

Für Santiago, Laura und all meine Liebsten


Melancholie führt Regie, sobald  ich zu denken beginne.
Unerklärlich, unergründlich und mit einem Stechen in der Brust verpackt sie mich in Watte,  umhüllt mich mit einem dichten Dunst. Stumme Schreie und lautlose Schluchzer schütteln mich bei jedem Versuch, aus ihr auszubrechen. In meinem Kopf spielt eine Melodie, die mir die Tränen über die Wangen treibt. Schön und so schmerzhaft zugleich. Ich streiche mir über die Wangen, heiss und gerötet, um die Tränen zu vertreiben. Tränen der Lächerlichkeit, Sinnlosigkeit und der Absurdität meiner Gefühle.
Je lächerlicher ich mir vorkomme, desto schlimmer krallt sie sich an meinen Hals, schnürt mir die Luft zum Atmen, bis ich losrenne, ihr zu entkommen. Der Wind kühlt mein erhitztes Gesicht, Gedanken verflüchtigen sich und bleiben hinter mir zurück. Bei jedem Sprung und zunehmender Erschöpfung weicht der Schmerz in meiner Brust und ich beginne wieder zu Atmen. Die Luft frisch und  befreit vom Geschmack der Schwermut. Ich schliesse meine brennenden Augen und lasse mich fallen, vertraue auf die Starken Arme, die mich auffangen werden.




Mittwoch, 20. Juni 2012

"Liste17" in Basel









Hauptsache die Wand sagt das.Haben wir auf dem langen  Weg auf den Turm gefunden.


Fräulein.





Bei  genauerer Betrachtung fällt einem so einiges auf...

Donnerstag, 7. Juni 2012

Flight To A Lady


Für Nikki
Wunderbar duftend und so herzlich Englisch begrüßt mich Nikki, die beste Freundin meiner Mama. Mit leuchtenden Augen beginnt sie, zwischendurch etwas von ihrem Earl Grey schlürfen (der am Ende der Geschichte vollkommen ausgekühlt sein wird), zu erzählen.


Flight to a Lady
Die Liebesgeschichte von Nikki’s Großeltern, Cecil Arthur Butler und Doris Elaine Garling, anlässlich zu Cecil‘s morgigen Geburtstag


Wir schreiben das Frühjahr 1931 in Australien
Du bist vor sechs Monaten abgereist, und seit sechs Monaten habe ich, außer einem Brief von dir, keine Nachricht von dir erhalten. Der Frühling hält Einzug im Lande, die Knospen der Rosen beginnen bald zu sprießen. Weißt du noch, wie wir sie zusammen gepflanzt haben? Du hast vor dich hin gesummt und warst so in Gedanken versunken, nur um mir wenige Augenblicke später das Gedicht vorzutragen (wohlgemerkt auf den Knien) das du dir im Kopf zusammengereimt hattest.
In deinem Brief teilst du mir von deinem Aufenthalt in England mit, dem Hangar, indem du von früh bis spät Flugzeugteile zusammenbaust, und von der Tristesse des ewigen Regens, den du hier in Australien schon fast vermisst hast. Melancholisch ist er, dein Brief. Und voller Sehnsucht nach mir, nach unserer Liebe und unserem Land. Wie kann ich dir nur mittteilen dass ich- nein, das Herz droht mir zu zerreißen! Aber so ehrlich will ich zu dir sein Cecil, ich werde heiraten. Punkt.


England im Jahre 1931
Doris, soeben erhielt ich ein Telegramm. Ist das wahr, wirst du heiraten? Ich fühle mich ohnmächtig und einen Stich, ich wusste nicht, wie sehr Liebe schmerzen kann. Ich laufe seit Stunden durch den Park, nun stehe ich vor den Rosenstöcken und in meinem Kopf martert es. Ich werde es nicht mehr rechtzeitig schaffen, mit dem Schiff. Wie wäre es wenn- unmöglich, lebensgefährlich! Aber gäbe ich nicht mein Leben für dich, Liebste?  
Es gäbe eine Maschine, die Comper Swift. Kleine Maschine. 5.4 Meter Länge und eine Flügelspannbreite von  7.3 Metern. Aber diese Maschinen haben dich ja zeitlebens nie interessiert.  Dennoch,  mit ihren 225 Stundenkilometern würde das schon klappen…
Ich habe mich entschieden Doris, hier im Park ist mir ein kleiner Fuchs begegnet und er gab mir eines jener kleinen Zeichen, die den richtigen Weg weisen. Ich werde als erster Mann in einem unüberdachten Sportflugzeug von England nach Australien fliegen.

Ich befinde mich nun in Italien, notgelandet. Die gute Comper Swift hat Feuer gefangen. Aber ich werde keine Zeit verlieren, ich mache mich schon wieder auf den Weg.
Auf meiner Reise habe ich Begleitung einer Möwe gefunden. Oder besser gesagt hat sie meine Begleitung gefunden, sie sitzt ruhig auf meinem Bauch  und fliegt mit mir über den endlosen Ozean. Des Nachts bin ich in einen Sturm geraten und flog Kopfüber, solche Todesängste habe ich noch nie ausgestanden. I’ll be home in a little while, Lover I’ll be home.
Nach neun Tagen und ein dreiviertel Stunden habe ich  Australien erreicht. Ich bin genau vor deinem kleinen Geschäft gelandet Liebste, zuhause. Beim Aussteigen schlottern mir die Knie. Als ich die Brille und meine Fliegerkappe vom Kopf nehme werde ich von einer tosenden Menge begrüßt. Doch Augen habe ich nur für dich, wie du regungslos in deinem Kleid vor der Tür stehst und dir die Tränen über die Wangen rollen.





Am 30 März 1932 heiratete Cecil Arthur Butler seine Doris Elaine Garling in der St Ambrose’s Anglican Church in Gilgandra, New South Wales. Die Knospen der Rosen begannen gerade zu sprießen.