Donnerstag, 23. Februar 2012

Ein fünfhebiger Jambus ohne Reim

„Ein fünfhebiger Jambus ohne Reim“, Josephine betrachtete ein zerknülltes Papier an dessen Enden zarte Teeflecken zu erkennen waren. Sie griff nach ihrer alten Ledertasche und nachdem sie sich eine Blume ins Haar gesteckt hatte wandte sie sich zum gehen. In Gedanken liess sie die letzten Stunden Revue passieren.
Kronleuchter erhellen den Raum, die Dunkelheit an den Seiten lässt das Publikum verblassen und zögernd tritt Josephine vor. Das zerknüllte Fitzelchen Papier in ihrer Hosentasche ist in diesem Moment das einzig Sichere an ihr und erleichtert öffnet sie es und streicht die Ecken glatt. Wie von selbst erhebt sich ihre Stimme und schwebt durch den Raum, jedem Zuhörer direkt ins Ohr.
Die Ersten erheben sich, lauschen jedoch weiterhin andächtig der jungen Stimme, die so viel von Leid, Tragik und Irrwegen erzählt. Vom Tod und den Gefühlen der Hinterbliebenen. Einige tupfen sich die Augen trocken und eine Hand fasst Josephine an der Schulter und zieht sie zu sich hinüber.

Die Tage streichen vorbei, sie schläft, sie isst, sie schläft, sie isst, sie schaut fern. In Abwechslung dazu schaut sie stundenlang aus dem Fenster und krault den abgenutzten blauen Pijama.
Mit der Zeit rieselten immer öfters Schneeflocken am Fenster vorbei.
Ein weisser Fleck ziert das Fenster und Josephine schreckt hoch, der Pijama rutscht auf den Boden und wird bedeckt mit Staubflocken. Sie öffnet genervt das Fenster und eine Einladung aus festgetretenem Schnee blitzt sie an. „Café zum roten Engel-vier Uhr“, ein Funken Freude durchbricht ihre Apathie und ein Teil Trauer wird beiseite geschoben.
An einem Tischchen sieht man eine junge aufgeregte Frau sitzen, der Mann gegenüber beugt sich vor und während er Blume aus ihrem Haar zieht, schüttet er versehentlich den Tee um.

1 Kommentar:

  1. Ich glaube die Nachricht habe ich auch bekommen :D
    Zusammen mit dem Frontsänger von Bianca Story... :P

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