Mittwoch, 4. Januar 2012

Und ich frage dich, was du dir wünschst.


In dieser Nacht, der Himmel voller Nordlichter, stiess Mantelprinzessin mit der Königin von Finnland, dem Schneekönig und vielen anderen Gästen aufs neue Jahr an.
Die Königin von Finnland fragte sie, was sie sich denn fürs neue Jahr wünsche.
Mantelprinzessin lief auf die Strasse, um das Feuerwerk zu begutachten und traf auf die unterschiedlichsten Menschen. Vor den Toren des Schlosses sass der Alte Bettler, trank heissen Tee und lächelte ihr zu. Was sie sich denn fürs neue Jahr wünsche, fragte er sie. Er brauche nur ein Dach über dem Kopf, dann sei er glücklich.
Etwas weiter traf sie auf eine Alte gekrümmte Dame, die sich nichts sehnlicher als ihre Jugend zurückwünschte.
Der kleine blondgelockte Prinz wünschte sich eine Ritterrüstung mit Schwert. Wie dumm und klein er doch noch ist, dachte sich Mantelprinzessin.

Die ganze Nacht quälte sie die Frage nach ihrem sehnlichsten Wunsch. So schlich sie spät in der Nacht aus ihrem Schlafgemach und machte sich auf zum weisen Schneekönig.

Der Schneekönig bot ihr eine heisse Schokolade, blickte sie mit seinen klugen, aquamarinblauen Augen an und sagte:
Und ich frage dich, was du dir wünschst. Alle Reichtümer der Welt würden dir offenstehen, aber wäre es wirklich das, was dich glücklich machen würde?

Mantelprinzessin wischte sich die Schokolade vom Mund, blickte zu den Nordlichtern und antwortete:
Was ich mir wünsche, was ich brauche? Zeit. Für mich selbst, für die Menschen und Dinge im Leben, die sooft zu kurz kommen.
Aber genau die Menschen, die niemals Zeit haben, tun am wenigsten. Am wenigsten für sich selbst.

Der Schneekönig erwiderte mit geschlossenen Augen:
Also wünschst du dir Zeit, unendliche Zeitdauer?
Wenn ich dir nun sage, dass unendliche Zeitdauer nicht Ewigkeit bedeutet. Denn Ewigkeit findest du in den zarten Augenblicken wieder, diese Augenblicke lassen die Zeit stehen. 




Photo by Mario Grolimund

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